Die Malerin
Maße: 108 x 74 cm, Öl auf Karton, undatiert, unsigniert Fotos: Kurt Schneider
Ein Hauptwerk, wenn nicht das Hauptwerk "Mutter der Künstlerin mit unbekanntem Kind - Rückseite: "Weibl. Akt mit Gerbera" hat den Krieg mit leichten Lagerungsschäden an den Rändern überdauert.
Nach ihren Studienjahren in Wien und Leipzig lebte Irma Lang-Scheer noch bis 1939 in Leipzig. Danach in Dresden.
Häufig verbrachte sie den Sommer an der Ostsee zwischen Heiligenhafen / Holstein und Hiddensee. Dort gehörte sie zum Kreis der Künstler um Anna Muthesius, Hermann Muthesius und deren Kinder. Die jüngste Tochter Renata (* 1914) war eines ihrer Modelle bis in die Nachkriegszeit. Zahlreiche Aquarelle und Bilder zeugen von ihren Reisen an die Ostsee, nach Mecklenburg, Holstein und 1937 nach Murnau am Staffelsee, dem Wohnort von Gabriele Münter. Auch das Bild von 1939 im Belvedere Wien „See im Hochgebirge“ zeigt den Walchensee unweit von Murnau, wenn auch nicht so bezeichnet.
Die Erfahrungen, die sie bei Gabriele Münter 1937 und dem verhängten Ausstellungsverbot im selben Jahr machte, haben ihre "neutralen" Arbeiten (Porträts, Blumenstilleben, Landschaften) in den Folgejahren bis 1945 massgeblich beeinflusst. Zahlreiche Arbeiten sind undatiert.. Schon die fristlose Entlassung ihres Lehrers Willi Geiger 1933 auf Grund politischer Denunziation war eine prägende Erfahrung. Es war für sie nicht die Zeit über die Zeitläufte und ihre jeweiligen Reisen Aufzeichnungen zu machen.
Mit dem Dresdner Maler und Zeichner Ernst Hassebrauk - ein Kommilitone bei Willi Geiger - , seiner Frau Charlotte und seinem Dresdner Künstlerkreis waren sie und ihr Mann Gottfried (Goetz) Scheer zeitlebens verbunden. Ernst Hassebrauk hatte Goetz Scheer schon 1929 zweimal porträtiert. Hassebrauk's Malstil war anfangs der 1930er Jahre unerwünscht, sein öffentliches Wirken wurde unterbunden.
Im Dresdner Ortsteil Loschwitz und Schloss Pillnitz waren sie später nahezu Nachbarn. Hassebrauk hat auch zu DDR Zeiten - anders als ILS - häufig Ausreisen nach Westdeutschland zu Künstlern wie Otto Dix u.a. unternehmen können.
Was Hans-Peter Schulz in seiner Biografie über Hassebrauk schreibt: „der kaum unterbrochene Wechsel von einem totalitären System ins nächste verhinderte den wirklichen internationalen Erfolg, nämlich den über Grenzen, über die Mauer hinweg“ trifft auch auf Irma Lang-Scheer zu.
Auch die Beschreibung der Dresdener Jahre bei Gerhard Richter könnten treffender nicht sein. Gut möglich, dass sich der junge Gerhard Richter und Irma Lang-Scheer zu der Zeit im Pillnitzer Schlosspark begegneten - mit ihren gänzlich unterschiedlich verlaufenden Lebenslinien.
Zitat: "Darüber hinaus nutzt er so weit wie möglich die Ressourcen, die ihm in der DDR zur Verfügung stehen und befasst sich mit „Caspar David Friedrich und anderen Malern aus dem 18. und 19. Jahrhundert, mit Rokokobildern und Pastellen“22 in den Kunstsammlungen im Schloss Pillnitz bei Dresden."
Ölgemälde, Aquarelle und andere Papierarbeiten in unbekannter Zahl gehörten zu ihrem existenziellen und künstlerischen Schaffen. Seit den 1930er Jahren bis 1958 schuf sie Landschaftsbilder, Blumenbilder und Porträts. An Kunstaustellungen in der DDR konnte und wollte sie sich nicht beteiligen. Unter der so empfundenen künsterischen Isolation durch die deutsche Teilung ab 1961 hat sie gelitten. Das Geschehen in Rostock 1971 führte zur endgültigen Resignation, sodass auch kein "Alterswerk" entstand. Der künstlerische Nachlass ging so verfügt nach Wien und nicht in die Stadt, in der sie die längste Zeit gelebt hat. Im Bestand der Galerie Neue Meister / Albertinum Dresden befindet sich kein einziges Werk.
In der gesamtdeutschen Kunst- und Kulturszene nach der Wiedervereinigung findet man bestenfalls Kurzbeschreibungen mit zum Teil falschen Angaben wie etwa zum Todesjahr 1987 statt 1986. Gleichwohl dürfte sie irgendwann als bedeutende und vielseitige Künstlerin im 20. Jahrhundert der gegenständlichen Moderne mit Einflüssen des Expressionismus zugerechnet werden. Unter den Bekannten Absolventen und Hochschullehrern der Universität für angewandte Kunst Wien erscheint sie unter bedeutenden anderen und ihrem Zeitgenossen Oskar Kokoschka (1886–1980), der zehn Jahre zuvor dort studiert hatte.